Frauen helfen Frauen Wetterau e.V. zieht Bilanz
Tiefe Spuren hat die Covid-19-Pandemie in der Gewaltschutzarbeit und bei den Mitarbeiterinnen und dem Vorstand des Vereins hinterlassen. Die Erweiterung der Frauenhausplätze um 8 Plätze aufgrund des erwarteten Anstiegs häuslicher Gewalt hatte sich als richtig erwiesen: in einigen Monaten wies die Belegung 120-130 % auf. Auch in der Beratungs- und Interventionsstelle vermehrten sich die Beratungsanfragen, wobei sich die Beratungszeit durch die erhöhten und multiplen Problemlagen zur Covid-19-Pandemie maßgeblich verlängerten.
Das Mitarbeiterinnenteam des Vereins arbeitete im letzten Jahr auf Hochtouren. Konnten mit Hilfe Landes- und Bundesfördermittel zu Corona bedingten Bedarfe wie Umsetzung von Hygieneschutzkonzepten, Anpassung in digitale Arbeitsstrukturen sowie Sicherstellung von Homeschooling für die im Frauenhaus lebenden Kinder und Jugendlichen zeitnah vorgehalten werden, war die Anpassung eines erhöhten Personalstands nicht vorgesehen. Schnelle und unbürokratische Lösungen erfuhr der Verein durch viele externe Hilfsangebote und Unterstützungen.
Schnell wurde deutlich, dass die plötzlich schnell ansteigende digitale Verarbeitung im gesamten Hilfenetz nicht immer positive Wirkung erbringt. Die Mitarbeiterinnen sehen in ihrer Arbeit mit den von Gewalt betroffenen Frauen und deren Kindern eine immense Folge von Entfremdung und erneuter Versperrung von Zugangswegen ins Hilfesystem. Seit Jahren kämpft der Verein für erweiterte Zugangswege für alle von Gewalt betroffene Frauen und deren Kindern „Für eine nachhaltige und wirksame Begleitung auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Gewalt freies Leben, braucht es ein ganzes Dorf,“ sagt Frau Klein aus dem Leitungsteam Frauen helfen Frauen Wetterau e.V., „so auch den Zugang zu allen angrenzenden Fachbereichen in der Arbeit gegen Gewalt an Frauen. In der Covid-19-Pandemie ist 2020 ein halbes Dorf weggebrochen.“ Dies ist eine unhaltbare Situation und muss dringend neu angepasst werden!
Neben all diesen Anforderungen in der Pandemie war auch die Netzwerk, Gremien und Öffentlichkeits Arbeit zu geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt zu stemmen. Präventionsarbeit fiel gänzlich aus. Insbesondere die Arbeit an der Umsetzung der Istanbul Konvention, das Übereinkommen des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt, auf Kreis-, Landes- und Bundesebene stellte für die Mitarbeiterinnen des Vereins eine zusätzlich hohe Arbeitsbelastung dar. Während unterbesetzte Teams neben Ihrer Hauptarbeit an der Umsetzung arbeiten, fehlen das grundlegende Bekenntnis und die Folgerungen auf politischer Ebene.
Hinsichtlich der anstehenden Bundestagswahl im September fordern wir endlich eine verlässliche pauschalisierte Finanzierung der Frauenhäuser, eine Erhöhung der personellen Ausstattung des Frauenhauses und der proaktiv arbeitenden Beratungsstelle. Wir hoffen, dass in der Politik all dies endlich berücksichtigt wird, um die seit Jahren und mit der Pandemie weiter extremen Mangelvoraussetzungen in der Arbeit gegen Gewalt an Frauen anerkannt und berücksichtigt wird. Erst dann ist eine Umsetzung der Istanbul Konvention als realistisch zu sehen und vor allem der Erhalt einer dauerhaften und gesunden Mitarbeiterinnengruppe in der Arbeit gegen Gewalt und Frauen und deren Kindern.
Alle Ausführungen zur Arbeit des Vorstand und Team des Vereins Frauen helfen Frauen Wetterau e.V. können ab sofort im Jahresbericht 2020 gelesen werden.
Der Jahresbericht 2020 des Vereins Frauen helfen Frauen Wetterau ist auf der Website des Vereins https://frauenhaus-wetterau.de/media/Jahresberichte/JB2020-komprimiert.pdf einzusehen oder kann über die Beratungs- und Interventionsstelle Frauen helfen Frauen Wetterau unter der Telefonnummer 06031/166773 bezogen werden.