Ein Thema - viele Aspekte

Boten einen vielfältigen Abend zum Thema »Frauen und Gesundheit« (von links): die Seniorenbeirätinnen Margit Wiegand und Angelika Peschke, die Frauenhausleiterinnen Birgitt Schnitzler (Frankfurt) und Illona Geupel (Friedberg), die Landtagsabgeordnete und gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, Kathrin Anders, die Bad Vilbeler Sozialdezernentin Ricarda Müller-Grimm und der Arzt und Seniorenbeirat Claus Metz. FOTO: SCHNEIDER

09. März 2023

Von Inge Mueller / Wetterauer Zeitung

»Frauen und Gesundheit« - Vorträge und Diskussion am Frauentag beim Seniorenbeirat

 

Vielfältig und hochkarätig besetzt war die Referentinnengruppe die vom Arbeitskreis Gesundheit des Bad Vilbeler Seniorenbeirat eingeladen war, um am Internationalen Frauentag im Haus der Begegnung Aspekte des Themas »Frauen und Gesundheit« darzulegen.

Organisiert vom Arbeitskreis unter Leitung von Angelika Peschke, die auch die Moderation des Abends übernahm, sprachen die Bad Vilbeler Sozialdezernentin Ricarda Müller-Grimm, die Leiterin des Frauenhauses Wetterau in Friedberg Illona Geupel, die Frauenberaterin Birgitt Schnitzler vom Frauenhaus Frankfurt, die Landtagsabgeordnete und gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen Kathrin Anders, die Seniorenbeirätin Margit Wiegand sowie Claus Metz, Mitglied im Seniorenbeirat und Arzt.

Körperliche und psychische Gewalt

Eingangs ging Sozialdezernentin Müller-Grimm auf den Equal Pay Day am 7. März ein und forderte, die Gleichstellung von Frau und Mann in Sachen Lohn, Besoldung und Sozialleistungen, wie sie im Öffentlichen Dienst gegeben sei, müsse für alle Wirtschaftszweige gelten.

Für das Frauenhaus Friedberg erläuterte Illona Geupel als Leiterin, sie übe ihr Amt seit 46 Jahren aus, berate, biete Schutz, leiste Hilfe zur Selbsthilfe, generiere zudem permanent Unterstützungsgelder. »Ich dachte einst, im Verlauf von 20, 30 Jahren werde das Frauenhaus überflüssig sein, doch weit gefehlt: Gesetzlich hat sich einiges geändert, die Gesellschaft ist wachsamer geworden und die Schwelle, sich Hilfe zu holen, hat sich etwas abgesenkt«, meinte Geupel. »Aber den Verein ›Frauen helfen Frauen‹ als unseren Träger gibt es immer noch - und ebenso hat die häusliche Gewalt nicht abgenommen.«

Ferner erläuterte Geupel, das Phänomen finde sich quer durch alle Gesellschaftsschichten und kulturelle Hintergründe. Dringend gesucht werde erschwinglicher Wohnraum, um von zu Hause geflüchteten Frauen und ihren Kindern eine neue Lebensperspektive zu bieten.

Birgitt Schnitzler, Beraterin vom Frauenhaus Frankfurt, legte den Schwerpunkt auf die psychische Gewalt von Männern gegen Frauen, die viel schwerer nachweisbar sei als körperliche Angriffe, aber nicht weniger zerstörerisch.

Bedrückend plastisch schilderte Schnitzler den schleichenden Beginn einer Gewaltspirale und die Folgen: »Achten Sie unbedingt darauf, wenn eine Bekannte sich deutlich verändert, Kontakte meidet, eingeschüchtert wirkt, ohne Selbstbewusstsein, eigene Meinung und Willen zu sein scheint. Fragen Sie offen und verständnisvoll nach, hören Sie zu und glauben Sie generell alles, was die Freundin erzählt - so wie wir es in der Beratung tun«, erläuterte Schnitzler.

Als Landtagsabgeordnete und gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen ging Kathrin Anders auf die Notwendigkeit gendergerechter Medizin in Forschung und Pharmazie, Lehre, Ausbildung und Therapie ein. Auf allen diese Gebieten sei nach wie vor der »weiße Mann um die 50 mit normaler Statur« das Maß aller Dinge. »Frauen besitzen eine andere biologische Ausstattung und soziale Prägung, einen anderen Stoffwechsel und Hormonhaushalt, andere Krankheitsbilder, Symptome und Medikamenten-Unverträglichkeiten - eine Gleichbehandlung in Sachen Medizin ist daher wünschenswert«, forderte Anders.

Eine Lanze fürs Wandern gebrochen

Über die Frau als Gesundheits- und Ernährungsmanagerin der Familie referierte Seniorenbeirätin Margit Wiegand, während Claus Metz als Arzt für eine gesunde und hochwertige, vor allem aber mit Genuss und Freude verbundene Ernährung plädierte und zudem eine Lanze für das Wandern brach.

Seniorenbeirätin Angelika Peschke erläuterte anhand einer Grafik, wie viele Gesundheitsfaktoren neben den genetischen Voraussetzungen sehr wohl beeinflussbar seien, zum Beispiel Ernährung, Bewegung, soziale Netze, geistige Anregung und Vorsorge.

In der abschließenden lebhaften Diskussion ging es unter anderem um die Themen »Gewalt gegen Frauen in Alter und Pflege«, Depressionen und Süchte im Alter sowie um den Mut zur späten Scheidung.

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