Frauenhaus-Mitarbeiterinnen überlastet, unterbezahlt

Wetterauer Zeitung (pm), 08. März 2022

Im Frauenhaus Wetterau fehlt es an Personal, Zeit und Geld, um von Gewalt betroffene Frauen und Kinder angemessen unterstützen zu können. Das teilt der Verein Frauen helfen Frauen Wetterau mit. "So kann es nicht weitergehen."

Die Mitarbeiterinnen kämen an ihre körperlichen und psychischen Grenzen: es fehle an Sichtbarkeit, Anerkennung und Entlohnung. Von Rassismus und Misogynie (Frauenhass) seien nicht nur viele der Frauenhaus-Bewohnerinnen betroffen, sondern auch die Mitarbeiterinnen. "Frauen mit Kindern, mit Migrationshintergrund oder einem unklaren Aufenthaltsstatus werden oft Steine in den Weg zum eigenständigen und selbstbestimmten Leben gelegt", heißt es in einer Mitteilung. Die Mitarbeiterinnen seien vielerorts untertariflich bezahlt und leisteten wegen fehlenden Personals eine große Anzahl an Überstunden. Daher fordert der Verein einen "ausreichenden Personalschlüssel und eine verlässliche Frauenhaus-Finanzierung". Zum Alltag der Mitarbeiterinnen gehöre der belastende Umgang mit struktureller Gewalt; es müsse eine finanzielle Existenzsicherung für Frauen geschaffen werden, deren Aufentahltsstatus an den Ehemann gebunden ist. "Abschiebedrohungen müssen abgeschafft werden, der Integrationsprozess gefördert und Sprachkurse mit Kinderbetreuung angeboten werden."

Auch seien die Mitarbeiterinnen fast täglich der Gefahr eines Femizids (Frauenmords) in ihrem nächsten Umfeld ausgesetzt. "Dieser Druck führt auf Dauer zu einer psychischen Belastung, deren Ursachen politisch anerkannt und nach den Vorgaben der Istanbul-Konvention bekämpft werden müssen." Um gegen diese Verhältnisse zur Wehr zu setzen und ökonomischen sowie gesellschaftlichen Druck aufzubauen, brauche es einen feministischen Streik.

 

SPD-Frauen nehmen Land in die Pflicht

Wie die SPD-Frauen Natalie Pawlik (MdB) und Lisa Gnadl (MdL) mitteilen, seien auch die Angestellten von Wildwasser Wetterau, von Pro Familia oder des Frauen-Notrufs aufgrund der mangelnden personellen Ausstattung dauerhaft an ihrer Belastungsgrenze. Gleiches gilt für den Bereich der Schwangerschaftskonfliktberatung, die in Hessen nur zu 80 Prozent finanziert werde, obwohl das eine gesetzliche Verpflichtung sei. "Auch hier brauchen die Beratungsstellen mehr finanzielle Unterstützung des Landes und vor allem eine Landesregierung, die mit gesetzlichen Vorgaben die hilfesuchenden Frauen vor Abtreibungsgegnern schützt."

Gerade jetzt gelte es, den "entschlossenen Kampf für die Demokratie und unsere Werte" fortzusetzen. "Dazu gehört zentral die Gleichstellung der Geschlechter, die für eine freie und demokratische Gesellschaft existenziell ist", betonen Pawlik und Gnadl.

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